Field Trial à l’anglaise Lezey 2015

Für Duchess war es ja nichts anderes als die Trainings davor. Doch ich war schon ganz schön aufgeregt und gespannt, was mich denn überhaupt erwarten wird. Eigentlich doch ein „alter Hase“ was Prüfungen oder Workingtests angeht (und auch da immer noch sehr nervös), doch so ein Field Trial war mal eine völlig neue Erfahrung.
Ein wenig verspätet kam ich am Samstag Morgen in Lezey an, was aber gar nicht so schlimm war, geht man es in Frankreich sowieso immer etwas gemütlicher an 🙂 Auch Sven mit Julia waren schon dort – Sven ist ja überhaupt „schuld“ daran, dass ich mich endlich mal getraut habe 😀
Nach Bezahlung des Startgeldes und Abgabe des Leistungsheftes ging es auch schon bald los mit der Begrüßungsrede und der Richtervorstellung. Dann waren erst mal die Teilnehmer des Field Trials à la française (Novice, wird angeleint geführt) mit der Ziehung ihrer Startnummern dran, da diese am Vormittag geprüft wurden. Es werden die Startnummern verdeckt auf den Tisch gelegt, die Teilnehmer nacheinander aufgerufen und jeder darf seine Startnummer ziehen. Dann werden die verschiedenen Revierteile gelost, also welche Gruppe wo arbeitet und zuletzt werden die Richter gelost, also welcher Richter in welchem Revierteil richten wird. Je nachdem, wie viele Teilnehmer es gibt, gibt es nämlich eine Française I und Française II Gruppe (zB. einmal Startnummern 1 – 8 und dann Startnummern 9 – 16) und demnach dann auch zwei Sieger. Wir waren mit Anglaise (Open) erst am Nachmittag an der Reihe, so konnten wir noch relativ entspannt vormittags zuschauen. Nach dem – in Frankreich üblich – ausgiebigen Mittagessen wurde es dann für uns ernst! Nachdem auch wir unsere Startnummern gezogen hatten, fuhren wir los ins Revier. Auch wir wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Der Richter unserer Gruppe war Guy Matter, Sven startete in der anderen Gruppe.
Und dann stand ich in der ‚Line‘ und es hieß „Leads off“. Von der ersten ‚Line‘ waren schon ein oder zwei Teams nicht mehr „im Rennen“. Mein Herz schlug mir im Hals und eigentlich hätte es jeder schlagen hören müssen! Vor uns ein Treiben, es fielen einige Fasane links hinter Sträuchern und auf einem Acker und gerade aus weit hinten auf dem Feld. Duchess saß gespannt wie ein Flitzebogen aber ruhig neben mir und markierte die Fallstellen fast alle. In den Trainings wurde uns immer wieder gesagt wie wichtig es ist, sich die Fallstellen zu merken um den Hund ggf. unterstützen zu können. Aber was im Training schon gut klappt ist unter der ganzen Aufregung eine echte Herausforderung! Auf einen Fasan, der ca. 80 m vor uns gefallen war, sollte der Flatcoated neben mir geschickt werden. Er hatte auch gut markiert, rannte zielstrebig auf die Stelle zu, fand aber nichts, geriet dann etwas außer Kontrolle, suchte einen recht großen Bereich ab – aber leider ohne Erfolg. So musste er zurück gepfiffen werden und bekam ein ‚First Dog Down‘.
Dann landete eine Fasanenhenne, die nicht geschossen werden konnte nur 15 m vor uns und rannte an unserer ‚Line‘ vorbei Richtung Gebüsch! Mein Atem stockte, Duchess Hals wurde ziemlich lang. Den Golden neben uns hielt es aber nicht mehr auf seinem Platz und er sprang ein! So schnell ging es und von unserer 4er-Line war nur noch Duchess und ein gelber Labrador im Rennen! UNser erster ‚Retrieve‘ war ein Vogel, der ca. 100 m vor uns über einen Graben hinweg hangaufwärts am Feldrand landete. Ich konnteden Fallbereich gut markieren und Duchess direkt schicken. Auch sie markierte gut, lief zielstrebig in den Bereich. Als sie den Vogel aufnehmen wollte, flog er plötzlich auf und Duchess sprang wie der Blitz nach oben und schnappte ihn sich aus der Luft, dreht sich dabei um die eigene Achse und brachte ihn sicher zu mir. Dann wurde noch der beste Hund aus der ersten ‚Line‘ dazu geholt, ein Golden Rüde. Wir drei machten dann also weiter bis die Entscheidung des Richters über die Rangverteilung stand. Ich war einfach nur unbeschreiblich glücklich, dass wir unseren ersten Field Trial-Start so super gemeistert haben und ich war und bin mächtig stolz auf Duchess, die sich unglaublich führig zeigte. Aber das Beste kam bei der Siegerehrung: Wir bekamen die Note „excellent“ und den 3. Platz und somit unseren 1. Pokal bei unserem 1. Field Trial 🙂

Lezey15Tag1Nachdem wir die Nacht sehr gut in einem tollen, zum Hotel umfunktionierten Kloster verbracht hatten, ging es am nächsten Tag wieder früh raus. Diesmal stand ein Walk-Up Trial auf dem Programm. Nachdem auch hier zuerst wieder Française am Vormittag startete und wir zuschauen konnten, wurde ich langsam wieder ziemlich nervös…
Nach dem Mittagessen ging es auch für uns endlich los! Gestartet wurde wieder in zwei Anglaise-Gruppen. Für meine Gruppe war der Belgier Jo Serruys der Richter. Sven startete mit Julia wieder in der anderen Gruppe unter Richter Guy Matter. Duchess und ich waren Nr. 9 und starteten in der 3. Line, wobei immer zwei Hunde geprüft wurden. Die anderen konnten etwas entspannter angeleint mitlaufen. Unser erster ‚Retrieve‘ war ein Eyewipe! Ein Rebhuhn wurde sehr weit links fast in Verlängerung unserer Line hang abwärts geschossen. Der Labrador neben mir sollte geschickt werden. Er hatte nicht markiert und schoss weit über den Fallbereich hinweg. Leider hatte seine Führerin aber auch nicht richtig markiert und vermutete das Rebhuhn ebenso viel weiter unten und hielt ihren Hund immer im falschen Bereich. Sobald der Hund sich in die Richtung des Fallbereichs bewegte, stoppte sie ihn ab und sandte ihn wieder ‚back‘ – und der Labrador hörte auch immer brav… So musste sie ihren Hund zurück rufen, da er so nicht zum Stück kam. Dann war ich ja an der Reihe und der Richter fragte, ob ich denn wüsste, wo der Vogel liegt. Ich bejahte die Frage und der Richter gab mir frei Duchess zu schicken. Duchess nahm super meine Richtung an, ich konnte sie exakt neben dem Vogel stoppen, sie bekam Wind und hatte den Vogel ziemlich schnell 🙂 Das war schon mal richtig klasse und mir fiel der erste Stein vom Herzen. So ging es dann auch weiter. Duchess ließ sich immer präzise händeln, arbeitete mit viel ‚drive‘ und es machte einfach Spaß mit ihr. Langsam lichteten sich die Reihen und es waren schon einige Teams raus. Dann standen wir nur noch mit 4 Teams auf dem Feld – und Duchess und ich waren dabei 🙂 Es war extrem spannend, mein Herz schlug bis zum Hals und meine Knie wurden weich – ich dachte, es endet nie. Immer wieder sollte jeder von uns vieren seinen Hund auf einen Vogel schicken. Zum Teil sehr weite Distanzen, Fallstellen nicht sichtbar oder es waren Runner. Dann stand die Entscheidung des Richters – endlich! Mit der Auflösung wartete er aber bis wir wieder für die Rangverkündung im Suchenlokal saßen. Ich war aber einfach nur mega happy, dass wir da durch gekommen sind und bis zum Schluss richtig gut mitgehalten haben! Wir bekamen wieder ein „excellent“ mit dem 4. Platz – und noch einen Pokal 🙂 Hätte ich Dummkopf mit meinen zittrigen Händen bei unserem vorletzten ‚Retrieve‘ nicht den Vogel fallen lassen, wäre da sicher noch eine bessere Platzierung drin gewesen, denn Jo Serruys sagte vor der Siegerehrung zu mir, Duchess und ich wären ein richtig gutes Team, es mache Freude zuzuschauen! Bei der Siegerehrung sagte er, es wären zwischen den 4 excellenten Hunden wirklich so minimale Unterschiede, er hätte bei allen extrem gute Hundearbeit gesehen, aber er müsse sich ja entscheiden. Für ihn hätten alle den 1. Platz verdient 🙂 So etwas zu hören zählt für mich mehr als jede Platzierung!
Fazit: Wir brauchen uns nicht hinter den ganzen Arbeitslinien Labis und Goldens verstecken 😉
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Herzlichen Dank an die Richter, an Jean-Louis Martin, an das ganze Team der Délégation Lorraine und nochmals herzlichen Glückwunsch den anderen Teams – vor allem an Sven mit Julia, die auch an beiden Tagen einen Pokal für sich sichern konnten! Well done!

Zwar gab es an beiden Tagen einige Fotografen, doch leider bin ich bisher nicht fündig geworden, wo diese Fotos veröffentlicht worden sein könnten… Hier aber mal ein paar Eindrücke vom Gelände, aufgenommen beim Field Trial am Montag, an dem ich nicht teilgenommen habe. Vielen Dank an Maria Lohmann „Willoats“ das ich einige ihrer Fotos verwenden darf!