Ein langes Workingtest-Wochenende in der Schweiz stand an. Am Samstag konnte ich bei herrlichstem Wetter Helfer in den Aufgaben für die Anfängerklasse von Harald Brünet sein. Es war ein richtig interessanter, lustiger tag, an dem ich mal wieder einiges lernen konnte, einige „Aha“-Erlebnisse hatte, neue nette Menschen kennen lernen durfte und alte Freunde traf. Am Sonntag startete ich mit Duchess dann selber bei weniger gutem Wetter in der Fortgeschrittenen-Klasse. Duchess konnte dank blindem Frauchen nicht wirklich zeigen was sie kann 🙁 Bin enttäuscht von mir selbst. Werner Haag sprach mich nach der Siegerehrung an, dass mein Hund so toll wirklich alles gemacht hat, was ich sage und so schön nach meinen Anweisungen arbeitete, es aber nichts nutzt, wenn ich sie permanent versuchte an die falsche Stelle zu schicken. Der Hund ist super, ich kann nicht markieren. Also einer von uns beiden sollte es besser machen. Das Gelände war sehr anspruchsvoll, die Aufgaben wie gewohnt genauso und sehr imteressant, die Richter haben sich echt was einfallen lassen! Trotz meiner Blindheit und Dauerregen ab dem Nachmittag war es wieder ein toller Tag mit Freunden – und mit neuer Brille wird alles besser 🙂
Aufgabenbeschreibung Intermediate (Fortgeschrittenen-Klasse)
T3: Doppelmark (Doublette), Schüsse durch Hundeführer
Das Team steht am Rande einer Schlucht, durch die ein ca. 3 m breiter, flacher aber schnell fließender Bach verläuft. Das Bachbett ist steinig (Kiesel), mit teils großen Felsen links und rechts. Vor dem Team, etwas weiter unten, liegt ein großer Haufen angeschwemmtes Totholz und Geäst wie eine Wand. Die Aufgabenstellung: Ich bin mit meinem Hund alleine auf Entenjagd und schieße eine Doublette. Die Enten fallen irgendwo am anderen Ufer. Ich bestimme, wann und wie ich meinen Hund zum Apport schicke, beide Stücke müssen rein. Der Hundeführer bekam dazu die Flinte selbst in die Hand, womit so mancher schon etwas überfordert war 😉 Es wurde erklärt: Schuss – Dummy fällt – Schuss – Dummy fällt. Das erste Dummy (die erste Ente) fiel in den steilen, mit Tannen, Efeu und Büschen bewachsenen gegenüberliegenden Hang, das zweite Dummy landete weiter rechts unten im Bachbett zwischen den Steinen. Entfernungen waren ca. 30 m (Luftlinie), aber das sehr unwegsame Gelände hatte es in sich!
Ich bekam also die Flinte in die Hand und die Freigabe für meine Aufgabe. Duchess saß abgeleint brav neben mir. Ich legte an (die meisten schossen „aus der Hüfte“), zielte (irgendwo ans andere Ufer) und wartete auf mein erstes Dummy. Duchess hatte gut gelernt dem Lauf der Flinte zu folgen und dort hin zu schauen. Da ich aber selbst nicht genau wusste, wohin ich nun zielen sollte (der Unterschied zur echten Jagdsituation ist ja, dass man es da *eigentlich* weiß und dass der Hund die Enten auch heran streichen sieht ;-)), schaute Duchess also, was passiert und registrierte im letzten Augenblick den Aufprall der ersten „Ente“. Nachdem ich mir dachte „ich hoffe, sie hat‘s“, gab ich sofort den zweiten Schuss ab und das Dummy landete zwischen den Steinen am anderen Ufer im flachen Bett des Baches. Das hatte sie ziemlich genau markiert. Ich brach die Flinte, hing sie mir um die Schulter und schickte Duchess auf Mark 2 zuerst. Nach etwas Mühe und Kampf über Totholz und Felsen, fand sie recht zügig und kam so schnell es eben dort ging, zurück. Nun schickte ich auf das erste Dummy – zumindest dachte ich es und gab eine falsche Richtung vor, die Duchess brav annahm. Leider hatte sie Dummy 1 auch nicht mehr wirklich in Erinnerung, so handlete ich sie hin und her, den steilen Hang hinauf, gab an vermeintlicher Stelle immer wieder den Suchenpfiff, doch nichts! Dann fragte der Richter, ob ich weiß, wo das Dummy liegt.Ja! Dann suchte sie nochmals an der Stelle, wo sie schon Erfolg hatte, ich schickte sie wieder weg, wieder falsch. Gerade Linien zu laufen war für den Hund unmöglich, durch die vielen Hindernisse musste sie sich ihren Weg bahnen.Dann fragte der Richter nochmals, ob ICH überhaupt wisse, wo das Dummy liegt?! Ich sagte, ja, das wäre doch da und da! Nein! War es nicht und er beschrieb mir die Stelle. 10 m weiter unterhalb, 10 m weiter links am Hang unterhalb einer kleinen Tanne!! Na super – mein armer Hund 🙁 Ich rief Duchess einige Meter weiter zu mir, einweisen nach links oben, Suchenpfiff und wir hatten es! Ich Idiot! Für den Murks bekamen wir (bzw. bekam ICH noch 8 Punkte).
Nach unserer ersten Aufgabe schon leicht frustriert ging es zu unserer nächsten Station – es konnte ja nur besser werden!
T1: Mark, beschossenes Blind (Werner Haag)
Das Team steht auf einer Wiese am Rande eines Weges zur Rechten, vor ihm kreuzt ein weiterer schmaler Weg, danach wieder Wiese und ein kleiner Wald. Im Wald wird ein Blind beschossen (ca. 60 m). Dann dreht sich das Team um fast 180° und es wird mit Schuss eine Markierung in ca. 70 m über den Weg (jetzt zur Linken) in kniehohes Totgras/Farn geworfen. Die Markierung soll nach Freigabe zuerst gearbeitet werden, danach das Blind.
Duchess markierte auf den Punkt genau und hatte die Markierung innerhalb Sekunden drin! Dann drehten wir uns und ich schickte sie voran. Sie lief schnurgerade auf den Wald zu, stoppte sie an der linken Waldkante und wies sie nach rechts in den Wald ein. Suchenpfiff und schon kam sie mit dem Dummy wieder raus! Na geht doch 🙂 Wir bekamen 20 Punkte und waren damit – mit nur einem weiteren Teilnehmer – die einzigen mit der vollen Punktzahl bei dieser Aufgabe. Man braucht am Ende eines solchen Workingtests etwas, woran man fest hält und sich aufbaut 😀
T2: Mark, unbeschossenes Blind (Harald Brünet)
Vor der Aufgabe von Harald Brünet hatte ich ja schon im Vorfeld ziemlich Respekt und leichte „Panik“, da ich ja wusste, was er sich so alles für die Anfängerklasse am Vortag einfallen gelassen hat… Meine Panik sollte sich auch begründen – wobei ich sagen muss, dass ich die Aufgabe klasse fand!
Das Team steht auf einer großen, hügeligen Wiese. Nach vorne steigt das Gelände leicht an. Auf der linken Seite des Teams befindet sich eine Wald“zunge“, ca. 80 m vor dem Team ist ein Graben mit einem schmalen Bachlauf, an dem zwei Bäume stehen. Aufgabe: eine Markierung fällt – vom Standpunkt des Teams aus – fast vom Waldrand bedeckt jenseits des Bachgrabens auf die andere Seite der Wiese. Zuerst soll der Hund aber ein unbeschossenes Blind im 30° Winkel zum Mark holen. Das Blind liegt im Graben zwischen den beiden Bäumen.
Nachdem die Markierung mit Schuss gefallen war, drehte ich Duchess leicht nach rechts und wies sie in die vorgegebene Richtung auf die beiden Bäume ein. Sie lief wieder schnurgerade, kam in den Graben, ich gab den Suchenpfiff. Ich konnte meinen Hund nicht mehr sehen. Doch plötzlich kam sie auf der anderen Seite wieder raus. Ich stoppte, pfiff sie ein Stück zurück, wieder in den Graben, wieder Suchenpfiff. Hund war natürlich nicht sichtig. Abwarten… Plötzlich tauchte sie weit links fast am Waldrand wieder auf (durch den Graben konnte man natürlich nicht sehen, in welche Richtung sich der Hund dort bewegte und was er tat!). Dann stieg sie nach hinten – gefährlich nah an der Markierung – wieder aus. Der Richter sagte „Vorsicht“, doch Duchess interessierte sich nicht für die Markierung und folgte meinem erneuten Einweisen. Es schien, dass sie in dem Graben kaum Witterung bekam. Ich schickte sie wieder rechts, sie war genau zwischen den beiden Bäumen, ich gab den Suchenpfiff und nun kam sie aus dem Graben mit ihrem Dummy zu mir gelaufen! Puh! Durch das ganze hin und her hatte aber nun weder ich noch Duchess die Markierung so wirklich auf dem Schirm… Ich schickte sie also mal in die Richtung, sie rannte etwas zu weit links und kam mehr oder weniger in den Wald rein. Ich wartete einen Augenblick, ob sie dort durch den Graben auf der anderen Seite wieder raus kommt – aber kein Hund zu sehen. Damit ich meinen Hund wieder sehe, pfiff ich sie ein Stück zu mir und versuchte sie irgendwie dahin zu buchsieren. Sie nahm die Richtungen wieder toll an, doch kam nicht tief genug und ich wusste natürlich auch mal wieder nichts Genaues ;-( Nach so einigem Hin und Her sagte Harald Brünet: “Letzter Versuch!“ Oha! Ich hätte danach eh selbst kapituliert, schon allein um meinem armen Hund, der so brav hörte, kein Unrecht zu tun. Also nochmal alles zusammen nehmen. Hund stoppen, schräg nach links hinten geschickt, Duchess sprang durch den Graben weiter auf die Wiese und noch bevor ich den Suchenpfiff geben konnte hatte sie das Dummy!!! Mir ist das Herz in die Hose gerutscht. So ein Murks! Für diesen Murks bekamen wir auch noch ganze 5 Punkte…..
T5: Unbeschossenes Blind (Gereon Ting)
Das Team steht am Rande einer Straße, vor ihm erstreckt sich ein Waldstück mit schräg nach hinten verlaufender Waldkante. Das Waldstückchen ist durch einen schmalen Korridor geteilt. Am Ende des Korridors liegt in der linken Hälfte des Waldstücks ein Blind. Das soll gearbeitet werden.
Duchess lief schnurstracks in den Korridor, ich sah das sie am Ende direkt links in den Wald lief, gab den Suchenpfiff. Dann hörte ich leichtes Knacken im Unterholz. Nun kam sie kurz wieder raus, schaute mich aus dem Gebüsch heraus an, ich zeigte nach links und gab den Suchenpfiff. Sie verschwand kurz wieder und kam direkt wieder heraus mit dem Dummy. Hierfür bekamen wir 14 Punkte
T4: 2er-Walkup, 2 Marks je Team (W. Haag & H. Brünet)
Zwei Teams stehen wieder auf der großen, hügeligen Wiese. Es folgt ein Walk-Up. Nach einigen Metern fällt rechts unten am Wald- bzw. Wegesrand ein Schuss. Eine Markierung wird von dort auf die Wiese geworfen. Diese Markierung arbeitet nach Freigabe das rechte Team (Team 1). Dann weiter Walk-Up. Es fällt ein Schuss auf der linken Seite und ein Dummy landet jenseits des Bachgrabens auf der anderen Wiesenhälfte – genau in einer Linie mit der Stelle, wo vorher das Blind zu arbeiten war! Dieses sollte Team 2 arbeiten. Weiter Walk-Up. Ein Richter rief „Dummy hinten“ und der Schuss kam auch schon, das Dummy flog fast an die gleiche Stelle wie Mark 1, nur etwas weiter links (vom Standpunkt des Teams gesehen). Weiter Walk-Up. Schuss und Dummy wieder links auf die andere, höher gelegene Wiesenhälfte.
Ich war Team 2, stand also links außen. Mein erstes Dummy war also das über den Bach (oha, ich hatte da schlechte Erinnerungen und so kam es auch 🙁 Duchess hatte zwar nicht ganz genau von der Tiefe markiert, aber ich machte es mit meiner eigenen Blindheit wieder mal noch schlimmer und handelte sie falsch – doch mein braver Hund machte mal wiederalles mit. Doch irgendwie kamen wir dann doch noch zum Erfolg, ich hatte die Tiefe total falsch eingeschätzt und Harald Brünet sagte, dass einer von uns beiden besser markieren müsse 🙁 Unsere zweite Markierung (Mark 3 unten am Waldrand) war genauso miserabel, dazu muss ich sagen, dass ich (und wahrscheinlich Duchess auch) zur fortgeschrittenen Uhrzeit und einsetzender Dämmerung das dunkle Dummy vor dem dunklen Waldrand, dass auch noch eine Flugbahn auf uns zu machte, wirklich nicht mehr sah. Ich verließ mich darauf, dass Duchess den Schuss gut markiert hatte und es brauchte tatsächlicheiniges weniger Handling als unser erstes Mark bei diesem Walk-Up. Naja, wir bekamen hier noch 11 Punkte.