Schon seit Wochen habe ich mich auf das Trainings-Wochenende in Bologna gefreut. Ausgerichtet wurde es vom Working Retrievers Club Italy (WRCI) in dem wunderschönen Revier von Stefano Martinoli, der das Training auch leitete. Ich war sehr gespannt, was uns erwarten würde! Mit dabei waren auch diesmal wieder Sven mit seiner Flatcoated Hündin Julia. So fuhren wir am Freitag Nachmittag von Zürich aus los. Nach knapp sieben Stunden Fahrt und einigen Staus kamen wir dann endlich an unserem Agriturismo „La Sosta dell’ Idice“ in Castenaso an. Nachdem wir uns etwas frisch gemacht hatten und die Hunde versorgt hatten, fuhren wir auf der Suche nach etwas Essbaren ins Nachtleben von Castenaso… ok… da war nicht so wirklich Leben…. ein ausgestorbenes Nest eher. Doch eine nette Pizzeria war noch hell erleuchtet und es saßen um 23 Uhr noch Gäste dort. Also nix wie rein und für uns wurde sogar der Tisch noch frisch eingedeckt 🙂 Nachdem jeder von uns eine riesen Pizza verdrückt hatte, machten wir uns ziemlich müde wieder auf den Weg zurück zu dem wirklich sehr hübschen, abgelegenen Agriturismo. Am nächsten Morgen sollten wir um 7 Uhr schon am Treffpunkt sein!
Nach einer erholsamen, ruhigen Nacht und einem kleinen Frühstück ging es dann los. „Check-In“ war im Eurogarden Hotel in Bologna, wo wir dann auch die anderen Teilnehmer kurz kennen lernten, bevor dann alle gemeinsam ins Revier fuhren. Dort angekommen ging es auch schon direkt los! Sven und ich kamen uns schon etwas komisch vor mit unseren einzigen „Langhaar-Modellen“ unter den ganzen Labradoren aus Arbeitslinien, wurden wir von manchen doch angeschaut, als führten wir da unsere „Handicaps“ am Strick 😉 Duchess und ich wurden direkt mit zwei Labrador-Führern in die erste ‚Line‘ gerufen und es hieß „Wir schauen erst einmal, ob einige Kaninchen hier sind!“ Oha, dachte ich! Duchess hatte, als sie die Männer mit Flinte sah, eh schon alle Antennen auf Empfang – dann noch als erste in der ‚Line‘ und dann noch direkt Kaninchen 😀 Leider (oder auch zum Glück?) war kein Kaninchen mehr da, bzw. die 1-2 Kaninchen, die gesehen wurden, konnten nicht geschossen werden. Vor uns arbeitete ein Spaniel, der dann ein paar Rebhühner heraus drückte. Eines davon landete weit hinter einer sehr dichten Brombeerhecke irgendwo auf der dahinter liegenden leicht abschüssigen Wiese. Dieses sollte Duchess holen. Duchess hatte die Flugbahn des Rebhuhns nicht sehen können und ich nur ganz kurz und die Tiefe konnte ich gar nicht einschätzen. So war es für uns beide ein ‚Blind‘ und ich schickte Duchess ‚back‘ durch die Hecke durch und versuchte sie, ohne das sie mich oder ich sie sehen konnte, weiter nach hinten auf der Wiese zu ‚pushen‘. Leider ging sie dann nicht tief genug und bekam keinen Wind. So sollte ich Duchess wieder zurück rufen und wir bekamen ein Eyewipe von einem der beiden Labradore. „Na, fängt ja gut an“, dachte ich. Nachdem wir die Vorurteile damit erst mal bedient hatten 😉 ging es an einen See, an dem ein ‚Drive‘ statt fand. Hier machte Duchess ihre Sache außerordentlich gut und ich war begeistert, wie souverän sie arbeitete. Sie war steady, ließ sich sehr gut handeln und arbeitete auch ihr ‚Blind‘ am anderen Seeufer tadellos. Auch Julia arbeitete super am und im Wasser, so dass wir mit unseren „Langhaarmodellen“ dann doch nicht mehr so die Außenseiter waren 😉 Im Laufe des Wochenendes bekamen wir viel Lob, wohlwollendes Nicken und oft auch „Daumen hoch“ für die Arbeiten, die Duchess und Julia zeigten. Viele weite ‚Blinds‘, enge Winkel, Mehrfachmarkierungen, hohe Distanzen, steile Abhänge, viele Geländewechsel…. Es machte einfach Freude mit Duchess sehr anspruchsvolle Field Trial Situationen zu arbeiten und sie so führig und enthusiastisch dabei zu sehen.
Stefano gab super Tipps, hatte zu jeder Situation eine Strategie und forderte vor allem uns als Hundeführer stark. Sein „Markiertraining“ (für den Zweibeiner!) bleibt mir sicher noch lange in guter Erinnerung 🙂 Auch am Sonntag wurden wir mit kniffligen Field Trial Situationen konfrontiert, vor allem als wir die Hunde zum Schluss ca. 100 m weit auf eine höher gelegene Ebene mit kniehohem Bewuchs auf Fasane einweisen mussten, da wo Stefano vorher Wachteln ausgesetzt hatte! Hier musste ich mal kurz mit Duchess „diskutieren“, dass es sinnvoller ist, auf meine Richtungsweisung und den Stopp-Pfiff zu hören und nicht den Wachteln nachzujagen. Doch auch das machte Duchess dann wirklich toll, so dass sie ihren Fasan dann auch fand. Ein Wochenende, das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Herzlichen Dank an die Organisation – Laura Lazzaretto und Stefano Martinoli – mille grazie!
Meinen besonderen Dank an Sven für die immer nette und lustige Begleitung, das „Chauffieren“ und jemanden zu haben, der Retriever-Arbeit auch auf hohem Niveau noch ungezwungen, mit Spaß und Freude und vor allem mit Respekt vor seinem Partner Hund betreiben kann.
Herzlichen Dank an Ilona Bartos (Kennel „ReedBed“) für die schönen Fotos von Duchess und mir bei der Arbeit!